In diesem Beitrag mache ich mir Gedanken zur Planung meiner zukünftigen Heimautomation, basierend auf meinen Erfahrungen mit dem FS20-System… Mir scheinen OpenHab und Zwave am geeignetsten, um eine flexible und zuverlässige Automation zu bekommen…
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Inhalt
Was hab ich?
Ich besitze seit über 10 Jahren eine Heimautomation, das FS20 System. Die Module funktionieren prinzipiell gut, der Teufel steckt im Detail. In sehr vielen Details…
- Es kann passieren das etwas das normalerweise funktioniert mal nicht funktioniert, durch eine Funkkollision.
- Es kann auch passieren das etwas für mehrere Stunden nicht mehr geht, dann wieder doch… Der Nachbar ist vermutlich mit seinem 2 Megawatt Revolutionssender wieder auf Sendung). 😉 Im Großen und Ganzen funktioniert es eigentlich gut, aber ab und an klemmt es halt mal… Das System ist nicht bi-direktional, das heißt der Empfänger meldet nicht zurück ob er einen Befehl auch tatsächlich erhalten hat – nich‘ so gut, wie sich in längerer Praxis herausgestellt hat.
- Die FS20 Empfängermodule dürfen auch nicht zu dicht nebeneinander positioniert sein, dann stören sie gegenseitig ihren Empfang. Zwei Geräte in einer Doppelsteckdose – geht nicht. Bei den Unterputzdimmern reicht teilweise ein Abstand von ’nem Meter nicht. Also es geht monatelang, dann aber nicht mehr ohne ihre Position wieder zu verändern…
- An den Dimmern, an denen LEDs hängen, bleiben die LEDs an, bzw flackern, was ich mit Kondensatoren parallel an den Ausgängen fixen musste (ein Problem das mit Sicherheit auch heute noch fast alle Dimmer anderer Hersteller haben).
- Bewegungsmelder: Die lösen nicht immer zuverlässig aus, und/oder nicht schnell genug. An kritischen Stellen brauche ich zwei Stück, was aber auch wieder die Wahrscheinlichkeit einer Funkkollision erhöht – eine sehr bedachte Platzierung der Geräte ist vonnöten… Und billiger wird das System dadurch ja auch nicht… Interessanterweise gibt es auch Exemplare die besser funktionieren als andere. Im Bad habe ich einen Bewegungsmelder der eine richtige Trantüte ist – es dauert immer rund 2 Sekunden bis er peilt das jemand da ist – solange steht man halt im Dunkeln…
- Bewegungsmelder: Geht die Temperatur im Sommer gegen 30 Grad, bekommen sie vermehrt Probleme den Nutzer zu erkennen, was natürlich auch in der Natur des Funktionsprinzips liegt – schön isses trotzdem nicht, aber immerhin recht selten das es Abends, wenn man das Licht braucht, noch so warm ist…
- FS20 Geräte melden keinen Batteriestatus an die Zentrale, was dazu führt das man entweder regelmäßig alle Batterien tauschen muss, oder von eingetrockneter Batterieflüssigkeit überzogene Kontakte bekommt…
- Die FS20 Geräte sind grauenhaft zu konfigurieren (Tastenkombination, oft mit schlecht funktionierenden Billig-Tasten).
- Die Software (Homeputer) steht dem Grauen in nichts nach. Allein um einen Makro-Editor zu öffnen sind gefühlt hundert Klicks nötig. Und selbstverständlich kann man nicht mehrere Editoren parallel öffnen, was bei komplexen Dingen fürwahr ein riesiger Spaß ist. Den Programmierer der das verzapft hat landet mit Sicherheit in der Hölle – selbst dann falls es gar keine Hölle geben sollte.
Neben vielen vielen anderen Nervigkeiten, gibt’s auch mal ’ne Zugriffsverletzung beim Konfigurieren, und als Sahnehäubchen beendet sich die Software gern mal von selbst, unregelmäßig, so alle paar Tage mal. Im Dunkeln auf dem Scheißhaus können einem da durchaus mal Gedanken an ein anderes System kommen… - Bestimmt habe ich noch einige andere „Annehmlichkeiten“ vergessen, denn ich beschäftige mich schon seit Jahren nicht mehr aktiv mit dem System…
Nun ist auch noch ein Dimmer kaputt, nehme ich an – er verhält sich merkwürdig, und auch eine Neuprogrammierung sowohl des Dimmers, als auch der Bewegungsmelder ändert am merkwürdigen Verhalten nichts… Wieder mal mindestens 2 Stunden nur darin versenkt…
Ich sitze hier nun mit einem System in das ich unfassbar viel Zeit gesteckt habe. Viele Workarounds auf Soft- und Hardwareebene waren nötig, damit es überhaupt so läuft wie es läuft. Es ist schlecht zu warten / ändern und funktioniert im Alltag ok, mir aber nicht zuverlässig genug. Ach ja, ich würde auch mal sehr gern das Windows XP loswerden, welches von Homeputer benötigt wird… Und damit dann auch gleich „Parallels Desktop“, eine virtuelle Umgebung für das Windows XP, die mit mafiösen Methoden vermarktet wird.
Wie man unschwer erkennen kann bin ich mit meiner Heimautomation echt arm dran und wenn ich mich zwischen einer Runde Waterboarding und einer Wartung des FS20-Systems entscheiden müsste ist wohl ganz klar welches das kleinere Übel ist *japs, schluck, japs, schlork, japs*.
Was will ich?
Ein offenes System ist Grundvoraussetzung.
- Keine Herstellerbindung. Das Reiten von toten Pferden kenne ich ja nun bereits, brauche ich nicht noch mal…
- Auf keinen Fall ein Cloud-basiertes System.
- Unnötige Abschwächung der Sicherheit.
- Hersteller pleite – Cloud weg – System, bzw Daten am Arsch.
- Hersteller überlegt sich eine „neue Geschäftsausrichtung“ – am Arsch.
- Meine Daten sind meine Daten.
- Keine Monats-Abos, schönen Dank.
- Geräte die von der Software aus zu programmieren sind. 5000 obskure Tastenkombinationen im Handbuch nachschlagen um Geräteeinstellungen zu setzen, das kommt nicht mehr in Frage.
Bezüglich der Automation selbst habe ich relativ überschaubare Ansprüche. Gimmicks mit denen geworben (oder angegeben) wird brauche ich eher nicht. Klar, ich könnte bei Regen den Fernseher einschalten lassen und einen melancholischen Film starten – ich möchte tatsächlich aber keine Spielereien, sondern nur eine Komforterhöhung, und gern auch Energieeinsparung erreichen.
Das habe ich zurzeit:
- Klassische haptische Fernbedienungen, mit 8-16 Tasten, an allen strategischen Plätzen (Küchenarbeitsplatte, Sofa, Bett, Schreibtisch, …).
Auf keinen Fall möchte ich auf eine Smartphone-Bedienung umsteigen, das muss ich gar nicht erst ausprobieren um zu wissen dass das Gadget-Spielerei ist. Ich möchte mein Smartphone nicht für jeden Pups einschalten, ’ne App aufrufen, scrollen oder Unterpunkte wählen. Dauert alles viel zu lang, ist viel zu umständlich. Ich trage es zudem nicht in der Wohnung mit mir umher. - „Walk-Light„: Licht geht dort an wo ich bin, und geht an allen anderen Stellen aus. Wenn möglich würde ich auf eine „Präsenzerkennung“ umsteigen wollen, da diese dann auch kompatibel mit mehreren anwesenden Personen sein sollte. Bin aber skeptisch das die teilweise beworbenen Präsenzerkennungen auch tatsächlich zuverlässig funktionieren – nur mit PIR-Sensoren halte ich das für ziemlich unmöglich.
- Lichtszenen: Die werden durch Bewegung aufgerufen, immer die letzte die in einem Raum aktiv war. Per Fernbedienung kann ich eine andere aufrufen. Per langem Tastendruck kann ich einzelne Lampen schalten/dimmen. Wenn ich möchte kann ich das Ergebnis dann auch direkt als Lichtszene abspeichern.
- Heizungssteuerung.
- Temperatursensoren an diversen Punkten in der Wohnung, sowie zwei Außensensoren. Die melden mir ob es sinnvoll wäre Fenster zu öffnen/schließen, falls ich mich vor zuviel Hitze/Kälte schützen möchte.
- Deckenventilatorsteuerung mit 4 Stufen.
Was brauche ich?
Da ich ja nun schon Hausautomation aus der Praxis kenne, kenne ich auch die Tücken die ich als Anfänger übersehen habe, oder sie für weniger wichtig erachtet habe. Das soll mir natürlich nicht noch einmal passieren, weshalb ich sehr ausgiebig recherchiert habe. Dazu habe ich mich über einen längeren Zeitraum durchs Internet gelesen um einen Eindruck zu bekommen wie Software, Protokolle, und einzelne Module in der Praxis tatsächlich funktionieren – Zuverlässigkeit, Features, und Bedienfreundlichkeit. Für die grundsätzliche Arbeitsweise und Unterstützung von Funkprotokollen / Software beispielsweise ist Wikipedia hilfreich, für die Praxistauglichkeit sind dann eher Foren geeignet. Herstellerseiten kann man sich mit Ausnahme von Bedienungsanleitungen sparen, da funktioniert ja immer alles ganz doll supi, klar.
Welche Heimzentrale?
Meine Zeit ist immer eher knapp. Daher war ich anfangs auf der Suche nach einer „Fertiglösung“ mit möglichst einfach zu bedienender Software, da ich eigentlich keine Lust habe wieder viel Zeit in das Thema Heimautomation zu stecken. Ich habe mich dann aber doch gegen eine klassische Zentrale entschieden:
- Beschränkt im Funktionsumfang.
- Man ist an die Software des Herstellers gebunden.
- Geht die Zentrale nach 10 Jahren kaputt dann gibt es das System hoffentlich noch, und man bekommt hoffentlich noch eine Zentrale die mit der eigenen alten Hardware funktioniert…
- Ungewisse Kompatibilität. Beispiel: Eine Zentrale <Name tatsächlich vergessen> die auf dem herstellerübergreifenden Zwave-Protokoll basiert arbeitet dennoch nicht zuverlässig mit allen Modulen anderer Zwave-Hersteller. Zufall? Oder möchte man die Kunden behutsam zu den eigenen Modulen führen?
Ich habe mich daher für den Raspberry Pi 3 entschieden (AM | EB). Ein Mini-Computer (Scheckkartengroß) der viele Vorteile hat:
- Höchst universell einsetzbar. Wenn ich will kann ich auch noch ein Multimedia-Center draufpacken, oder eigene Sensoren an die GPIO-Pins basteln (unwahrscheinlich das ich das je tue/brauche).
- Es lässt sich ein Full-HD Bildschirm, Tastatur und Maus anschließen – ich bin nicht gezwungen per Webbrowser zu arbeiten.
- Ich komme direkt an die Konfigurationsdateien.
- Äußerst kostengünstig. Circa 35 für den Raspi, mit Netzteil, HDMI-Kabel und SD-Card ist man bei ca. 60-70,-. Und wenn was kaputt geht muss auch nur das getauscht werden, keine ganze Zentrale…
- Per USB-Gateway-Sticks sind unterschiedliche Funkprotokolle nutzbar, und damit eine riesige Auswahl an Geräten. Das gibt es bei Zentralen zwar teilweise auch, aber nachdem was ich da so lese scheint mir der Raspberry die bessere Wahl.
- Trotz der ganzen Flexibilität (weils eben ein „richtiger“ Computer ist) hat der Raspi einen sehr geringen Stromverbrauch, so 2-3 Watt wenn er vor sich hindümpelt, was er bei Hausautomation praktisch immer tut.
- Der Raspi ist so populär das er nie aussterben wird – den bekommt man als Ersatz auch in 20 Jahren noch.
Welche Software?
- Offen nach allen Seiten, das heißt sie muss verschiedene Hersteller, und am besten auch unterschiedliche Protokolle unterstützen. Wenn man sich für ein geschlossenes Soft-/Hardwaresystem eines Herstellers entscheidet und man stellt nach einiger Zeit fest das die Soft- oder Hardware doch nicht so toll ist wie nach den ersten Tests gedacht, dann muss man den GANZEN Quatsch einem anderen andrehen und sich nach etwas neuem umsehen… Beispiele: Unzuverlässigkeit bei der Bewegungserkennung, Funkprobleme, die auch erst später auftreten können, Softwarebugs die spät oder auch nie behoben werden, Probleme die erst mit beim Wachsen des System offenkundig werden, etc…
- Es muss eine gewisse Sicherheit der Weiterentwicklung / Pflege geben. Ein Hersteller kann pleite gehen, oder das System aus diversen Gründen einschlafen lassen.
- Muss auf ’nem Raspberry Pi („Raspi“) laufen können.
- Bedienbarkeit: Klar, möglichst einfach.
OpenHab (Homepage) ist meine Wahl geworden. Die aktuelle Version 2.2 finde ich zwar alles andere als einsteigerfreundlich, aber die anderen Punkte erfüllt es voll.
Mit einer offenen Software kann ich bei Unzufriedenheit genau die Geräte tauschen die ich tauschen möchte, gegen genau die Geräte die ich dann auch wirklich haben möchte – die dürften dann sogar von einem ganz anderen Protokoll sein.
Ein gutes Stichwort, denn ich möchte einen fließenden Übergang von meinem FS20 zum neuen System, aus finanziellen Gründen – und auch weil ich die FS20-Fernbedienungen weiter nutzen möchte, denn die taugen was, und sind in der Form (viele Tasten) bei meinem Zielsystem (Zwave) erstaunlicherweise nicht erhältlich.
OpenHab hatte ich vor über einem Jahr schon im Visier, und wenn ich heute so in Foren lese scheint es „das System“ zu werden – recht häufig las ich das Leute beispielsweise von fhem oder ioBroker darauf umsteigen, umgekehrt nicht.
Welche Hardwaremodule?
- Ein Funksystem soll es sein, da ich keine Wände aufbrechen möchte. Zudem bleibt man flexibel was die Austauschbarkeit und Positionierung der Geräte angeht – was besonders bei Bewegungsmeldern sehr wichtig sein kann.
- Zuverlässigkeit
- Möglichst niedrige Funkfrequenz, denn diese durchdringt Wände besser.
- Kein Wifi: Hohe Frequenz, und zudem stark belegt wo viele Menschen dicht beieinander wohnen (bei mir der Fall). Außerdem verbraucht es viel zuviel Strom für batteriebetriebene Sensoren.
- Bi-direktionale Kommunikation der Module / Zentrale, absolutes Muss.
- Preiswert, besonders Steckdosen, Bewegungsmelder, und Dimmer, da ich davon am meisten benötige.
- Möglichst ein Funkprotokoll das von mehreren Herstellern unterstützt wird, Stichwort „totes Pferd reiten“…
Diese Anforderungen werden von Zwave-Geräten mit Abstand am besten bedient. Zudem bilden diese ein vermaschtes Netz, das heißt das jedes 230V-Zwave-Gerät (Steckdosen, Schalter zB) immer auch als Repeater für andere Geräte fungieren kann, ohne das man dies konfigurieren müsste.
Wikipedia: Z-Wave
Z-Wave Homepage: Deutsch / Englisch
Fazit
Mit Zwave-Geräten als Hardwareplattform habe ich ein sehr ausgeschlafenes Protokoll, dessen Features auf Hardwareebene einen zuverlässigen Betrieb ermöglichen sollten. Es wird ständig weiterentwickelt, wobei ältere Geräte kompatibel zu neueren Geräten bleiben.
Nehmen wir mal an ich bin mit einem Bewegungsmelder (oder was auch immer) eines Herstellers X nicht zufrieden, so kann ich einen Bewegungsmelder eines anderen Herstellers kaufen, ohne gleich die ganze Hardwareplattform wechseln zu müssen (also alle Geräte zu tauschen). Und ohne das ich an der Software / Programmierung etwas ändern müsste. Eben weil Zwave-Geräte von vielen verschiedenen Herstellen angeboten werden bleibe ich in der Gerätewahl flexibel. 🙂
Nehmen wir mal an das es keinen einzigen guten Zwave-Bewegungsmelder gäbe, so könnte ich an den Raspberry Pi (also der Zentrale) einen anderen USB-Stick (Gateway) anschließen um mit einem ganz anderen Funkprotokoll kommunizieren zu können.
Ich bleibe also auch hier flexibel.
OpenHab, die Software, ist ebenfalls äußerst flexibel, da sie sehr viele Protokolle ansprechen kann. Selbst im worst case eines kompletten Wechsels auf eine andere Hardwareplattform verliert man also nicht die Software / und damit auch nicht seine mühevoll erstellte Programmierung.
Zudem läuft sie auf vielen Geräten, sei es nun ein Raspberry, ein klassischer Computer, und andere.
Ich finde in der Theorie klingt das alles sehr gut. 🙂 Ich bin gespannt welche Stolpersteine in der Praxis kommen werden, und ob am Ende etwas heraus kommt das wirklich so gut funktioniert wie es das laut Theorie müsste…
Zukunft
Den ursprünglichen Plan „Ein neues System ohne viel Zeit darin zu investieren“ werde ich vergessen können, weil mir die Offenheit und flexiblen Möglichkeiten eines Systems doch noch wichtiger sind als eine Hersteller-beschränkte „einfache Fertiglösung“. Da ich mich nicht wochenlang nur mit Heimautomation beschäftigen kann wird mein Umbau in ganz kleinen Schritten, und auf lange Zeit erfolgen.
Und ich habe sehr gründlich nachgesehen – Geld wächst tatsächlich nicht auf Bäumen, weshalb ich sowieso nicht mal eben alle FS20-Komponenten gegen Zwave tauschen könnte. Was vielleicht auch sowieso ganz gut ist: Ich habe nun erstmal nur einen Zwave-Controller (USB-Stick) bestellt (AM | EB), einen Bewegungsmelder (AM | EB | AL), und eine Schaltsteckdose (AM | EB | AL), und kann mir dann schon mal ansehen wie das in OpenHab ausschaut, und erste Tests bezüglich der Qualität der Bewegungserkennung beginnen. Tests der einzelnen Geräte werde ich dann hier veröffentlichen…
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